Johannes Meier zum Berufsbild
Trauerredner geprägt in Ostfriesland / Mitglied in der BATF
Ich habe meine ersten Jahre in Ostfriesland als Trauerredner gewirkt und wurde dadurch geprägt. Ostfriesland ist kein schwieriges Arbeitsfeld für Trauerredner, es ist Brachland, das urbar gemacht werden muss. Wer also die Ärmel hochkrempelt, macht sich hier nur mit wirklich anspruchsvollen Reden einen guten Namen. Denn der Vergleichsmaßstab ist hier die kirchliche Beerdigung. Wer hingegen als Hobbyredner antritt, mit drei Musterreden in der Tasche, der ist unten durch.
Meine Ansprachen mache ich deshalb so konservativ wie möglich und vom Ritual her so kirchenähnlich wie möglich – nur eben dann weltlich. Das prägt meine Arbeit bis heute. Ich erzähle nicht einfach den Lebenslauf nach. Ich lasse mir auch nicht vorschreiben, was über einen Verstorbenen gesagt werden soll. Ich lasse mir erzählen, wer der verstorbene Mensch war, mit welchen Vorlieben und Abneigungen, mit Ecken und Kanten, mit Lieblingsspeisen und liebenswerten Marotten.
Ich höre zu, wenn Sie mir erzählen was der verstorbene Mensch für Sie bedeutete hat und warum. Und dann schaue ich, in welchen größeren Kontext meines fundierten Studienwissens ich die Ansprache stellen kann, damit die Trauergäste auch etwas zum Nachdenken, Weiterdenken und Erinnern bekommen.
Nicht wieviel ich Angehörigen erzählen kann ist wichtig, sondern, was ich alles weglassen kann, um nur das zu sagen, was bei der Trauerfeier wichtig ist. Ob ich dafür einen Bibeltext verwende, ihn eventuell verfremde, ein Gedicht, eine philosophische Erzählung, ein geschichtlicher Zusammenhang, ein Bild oder ein Lied, das mache ich abhängig von dem, was mir die Angehörigen über die verstorbene Person erzählen. Das braucht Zeit und aus meiner Sicht ein fundiertes Wissen in den Bereichen Weltanschauungen, Kultur und Geschichte, aber auch eine große Portion an Lebens- und Berufserfahrung.