Bettina Sorge zum Berufsbild
Bettina Sorge aus Fürth, seit 2006 Trauerrednerin, seit 2008 Mitglied in der BATF
„Wir brauchen Institute für Übergangsrituale, weil viele Menschen mit dem Angebot der christlichen Kirchen nichts mehr anfangen können“. Dieser Satz, gesprochen auf einer Tagung zum Thema „Alternative Bestattungskultur“ hat mich vor mehr als 20 Jahren elektrisiert. Institut für Übergangsrituale, wow, dachte, ich, damals noch mitten im Germanistikstudium, das will ich machen.
Aber wie geht das? Was sind überhaupt Übergangsrituale? „Rites de Passage“, habe ich gelernt, sind Rituale, die Lebenswenden begleiten, unterstützen und tragen. Wenn ein Kind geboren wird, zwei Menschen heiraten, ein Todesfall zu beklagen ist. Immer dann haben Menschen aller Zeitalter und Kulturen ihrem Glauben und ihren kulturellen Vorstellungen gemäß Rituale dazu geschaffen.
Wo fängt man da an? Wie kann daraus ein Beruf werden? Fünf Jahre habe ich dann bei einem Bestattungsinstitut mitgearbeitet, war für Angehörige und Verstorbene da.
Und habe dann irgendwann die erste Trauerfeier geleitet, die erste Trauerrede gehalten. Das war 2006, eine große Trauerfeier für ein Ehepaar, das beim Tsunami ums Leben gekommen war.
Seitdem habe ich fast 2000 Trauerfeiern gestaltet (und auch etliche glückliche Paare vereint sowie Neugeborene auf der Erde begrüßt). Übergangsrituale eben.
Auch jetzt noch ist mir das rituelle Verständnis von Trauerfeier wichtig. Dazu gehört viel mehr als die Trauerrede. Es ist ein Zusammenspiel vom rechten Wort zur rechten Zeit, der von den Angehörigen ausgesuchten Musik, stillen oder meditativen Momenten und symbolischen Gesten wie dem Entzünden einer Kerze, dem Herumgeben eines Steines, dem Beschriften einer Karte, besonderen Grabbeigaben und anderem. Meine Trauerreden sind einfühlsam, warmherzig, respektvoll, nicht wertend und meist ziemlich emotional – es darf gelacht und geweint werden.