Mario Baumert zum Berufsbild

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Mario Baumert
Mario Baumert

Mario Baumert zum Berufsbild

Trauerredner / Mitglied der BATF

Es ist gar nicht so einfach über einen Beruf zu schreiben, den man gar nicht erlernt hat. Deshalb schreibe ich an dieser Stelle meine Gedanken zu meiner Tätigkeit nieder, welche ich seit 8 Jahren ausübe. Trauerredner.

Oftmals verbindet man mit einem Trauerredner einen steifen Beamten, der einfach ein paar Fakten über einen verstorbenen Menschen am Tage des Abschiednehmens zusammenfasst. Jedoch, es ist ein absoluter Trugschluss zu glauben, dass ein Trauerredner abgebrüht sei, dass er keine Gefühle zeigen kann insofern er welche hat. Nur aus diesem Grund könne er eine solche Aufgabe übernehmen und eine Trauerrede gestalten. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Gerade weil man als Mensch tiefe Emotionen empfindet, weil wir uns hineinversetzen können, sind wir in der Lage, das Leben eines Menschen wahrhaftig zu beleuchten, da wir mitfühlen auch mitleiden, weil wir ein empfindsames Herz haben, weil wir Gefühle haben. Nur deshalb gelingt uns diese Aufgabe. Eine Aufgabe, die bei Weitem kein profaner Job ist, sondern eine Berufung.

Besonders schwer wird es, dieser Berufung nahe zu kommen, wenn man den Menschen, den man würdigen darf, gekannt hat. Der Außenstehende denkt, der schafft das schon, der weiß ja so viel über ihn. Aber auch hier muss ich betonen, dass es keinesfalls leichter wird. Denn als Freund fühlt man mit, man leidet mit, man heult förmlich mit den Angehörigen.

Ich selbst bin auf ganz besondere Weise in diese Aufgabe hineingeraten. Als Büttenredner beim Karneval habe ich mir erste Sporen verdient, wurde daraufhin von einem Bestatter angesprochen. Er betonte, dass ich ungehemmt vor 500 Menschen reden könne, fand meine Stimme, meine Art zu sprechen, besonders und fragte mich, ob ich mir vorstellen könne als Trauerredner tätig zu werden.

Nach anfänglicher Skepsis habe ich es probiert. Ich glaubte zunächst, dass ich die schwerwiegenden Probleme einer trauernden Familie mit nach Hause nehmen würde, dass ich nicht loslassen könne. Doch wider Erwarten gelang es mir nach einer Trauerfeier abschalten zu können, so dass mich im Nachhinein deren Probleme nicht belasteten.

Jeder Redner hat seinen eigenen Stil beim Gestalten einer Trauerfeier. Für mich ist es sehr wichtig, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, sein Wesen, seine Art, seine Verrücktheiten zu benennen. Und da der Anlass für eine Trauerfeier immer ein sehr trauriger ist, muss ich nicht in den Wunden bohren, Krankheitsbilder oder ähnliches beschreiben. Zum Leben gehören lustige und weniger schöne Momente, die möchte ich aufzeigen. Deshalb bemerkt jeder Trauernde, wie gut es tut, wenn er an diese Momente erinnert wird, wenn er in einem traurigen Augenblick auch mal lächeln kann.

Wichtig ist deshalb, dass man im vorbereitenden Gespräch zuhört, Hintergründe, auch mal Ungesagtes erkennt. Um den Angehörigen die Hemmungen zu nehmen, erzähle ich zunächst ein wenig über mich, meinen Weg, der ebenfalls durch Höhen und Tiefen gezeichnet war. Das schafft Vertrauen, öffnet die Schleusen, weil man merkt, dass ich nichts Besonderes bin.

Ich gehöre zu den Rednern, welche ihre Rede aufschreiben. Ich brauche mein ausformuliertes Konzept. Aber während der Trauerfeier lass ich immer freie Gedanken mit einfließen, ich hebe meinen Blick, „kommuniziere“  während der Rede mit den Angehörigen und den Gästen, ich schaue sie an. Das lässt meine Ausführungen lebhafter werden, weil ich nicht stur ablese.

Es ist ein sehr ergreifendes Gefühl, wenn nach dem Abschiednehmen die Angehörigen zu mir kommen, sich bedanken, indem sie mitunter sagen: So hätte es unser Verstorbener gewollt.
Die Frage von den Trauergästen, ob ich den Verstorbenen gekannt habe, bezeichne ich als absoluten Ritterschlag.

Meine Devise lautet: Ob Straßenkehrer oder Universitätsprofessor, alle haben in ihrem Leben etwas geleistet, und genau das möchte ich in meinen Reden hervorheben.