Frank Beckert zum Berufsbild
Trauerredner / Mitglied der BATF
Ich bin ein wirklicher Dienstleister!
Seit etwas mehr als zwei Jahren bin ich freiberuflicher Trau- und Trauerredner im westlichen Münsterland und in der Grafschaft Bentheim. In diesem Jahr wird das angesichts der Auftragslage zu meinem Hauptberuf werden. Gleich von Anfang an hab ich mich als rein weltlicher Trauerredner verstanden, der seine Abschieds- bzw. Lebensfeiern einerseits klassisch gestaltet, andererseits aber auch moderne Elemente einfließen lässt.
Das beginnt bereits beim Vorgespräch, das bei mir gar nicht so selten per Telefon oder Videokonferenz stattfindet. Ich lasse die Angehörigen das System – wie z.B. Skype, Senfcall, Jitsi, Google Meet, Teams oder Zoom – bestimmen, da ich mich mit allen Systemen gut auskenne und die Angehörigen es so leicht wie möglich haben sollen. Die Begründung für das digitale Vorgespräch in 2020/2021 war sehr oft die Pandemie. Aber zunehmend ist es auch die Globalisierung: Die Kinder wohnen oft weit weg und sind auch in der Trauerzeit viel beschäftigt. Außerdem kann man per Videokonferenz mehr als nur 1-2 Hinterbliebene zusammenbringen und diese Gruppengespräche sind an sich eine gute Gelegenheit, sich über die verstorbene Person mit den Angehörigen auszutauschen. Das hab ich immer sehr positiv erlebt.
Gelegentlich – viel, viel seltener allerdings – übertrage ich auch mit eigener Technik Trauerfeiern per Zoom ins Internet, damit entfernt wohnende Angehörige, die aus unterschiedlichen Gründen nicht dabei sind, trotzdem teilnehmen können.
Bei den allermeisten Feiern steuere ich die Musikstücke während der Rede selbst von meinem Handy auf meine Bose s1 Box – wegen der GEMA immer im Auftrag des Bestatters.
Das sind aber äußere Bedingungen. Viel wichtiger sind mir die Inhalte. Und da kommt es sehr auf die Angehörigen an, denn ich verstehe mich auch da sehr als serviceorientierter Dienstleister. Ich leiste meinen Dienst am Menschen, für die Angehörigen und für die verstorbene Person. Wenn die Angehörigen Wünsche für die Lebensfeier an mich herantragen, werden sie meist von mir erfüllt. Das schließt auch mal ein Vater Unser Gebet am Grab mit ein oder die Lesung einer Bibelstelle, wenn das besonders gewünscht wird. Gleichermaßen gilt das für die Musik, wie zum Beispiel AC/DC „Highway to hell“ in der Kapelle, wenn da ein echter Rocker gestorben ist. Meine Wünsche spielen aber auch eine kleine Rolle, daher hinterlasse ich bei den Vorgesprächen eine frankierte Feedback-Postkarte, um Wochen später eine Rückmeldung zu bekommen – noch sind Google Rezensionen für Angehörige wohl eine zu große Hürde.
Auch meine Kleidung bei der Trauerfeier bestimmen ganz grob die Angehörigen: Im schwarzen Anzug, mit oder ohne Krawatte – oder ganz locker in Jeans und Sneakers. Natürlich gibt es da feste Grenzen bei mir, die mit der Würde des Anlasses und dem Respekt gegenüber der verstorbenen Person zu tun haben. Aber ich kann auch sehr würdevoll im T-Shirt und Jackett ein Sektglas bei meiner Rede halten und mit einer Geste anstoßen.
Mein Bild vom Beruf des Trauerredner ist, dass ich als Trauerredner ein Mann aus dem ganz normalen Leben bin. Ich rede so, dass mich die Menschen verstehen, dass ich Emotionen vermittle und die Worte finde, die die Angehörigen in dieser Zeit nicht gut selbst finden.
In das Allerwichtigste lasse ich mir allerdings gar nicht reinreden: In die Rede. Seit der BATF-Herbsttagung 2021 spreche ich auf der Grundlage eines strukturierten Stichwortzettels frei, deshalb kann niemand meine Rede vor- oder nachher schriftlich bekommen.
Eine Regel habe ich mir allerdings selbst auferlegt: Die Rechnung wird immer am selben Abend geschrieben und als PDF an den Bestatter verschickt. Das ist der abschließende Akt für mich als echter Dienstleister.